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Wie unsere Vorfahren ihre Häuser erbauten

Häuserbau

Unsere Eltern und deren Vorfahren erbauten ihre Häuser aus Lehm (mundartlich Kot). Im Osten einiger Stüblinger Häuser, Hüberl genannt, war eine ziemlich große, dreieckige Fläche, wo in zwei Meter Tiefe das Material zur Ziegelherstellung gewonnen wurde. Diese Stelle lag gute zwei Meter tiefer als die Straße, die in dem Hüberlweg endete. Dieser Weg führte in der Gegenrichtung zu den Feldern Schmoles, Mitterles, Holzles, Kashügel und Ausmißt vor dem Wallfahrtsort Luthersteg.

 

Im Dorf hatten wir einen Gemeindediener Müller. Er läutete um 6.00 Uhr früh, mittags um 12.00 Uhr und abends die Glocke in der Kapelle. Er war während der Nacht der Nachtwächter und blies zwischen 22.00 und 6.00 Uhr jede volle Stunde die Uhrzeit.

 

Von dem Lohn für diese Gemeindearbeit konnte er aber seine Familie nicht ernähren, und deshalb erledigte er nebenbei noch Taglöhnerdienste; im Sommer bei der Ziegelherstellung und im Winter im Sägewerk in Raußnitz.

 

Im Frühjahr, wenn es wärmer wurde, begann er, an dem oben erwähnten Platz seine Kotziegel herzustellen. Dies war eine anstrengende Tätigkeit, weil das klebrige Material erst aus der Grube herausgeworfen werden musste.

 

Häuserbau 2

Wir Buben schauten oftmals nach der Schule Herrn Müller, der mit dem Spitznamen Hala gerufen wurde, zu. Oft holten wir auch eine Schaufel von zu Hause und warfen das ausgeworfene Material etwas weiter, damit er nicht dauernd über eine kurze Leiter aus der Grube heraufsteigen musste.

 

Hatte er Material für etwa 150 Ziegel aus der Grube geworfen, streute er Spreu auf den Kothaufen, begoss alles reichlich und trat dann barfuß so lange auf dem Haufen hin und her, bis Spreu und Lehm ein einheitliches Gemenge waren. Anschließend nahm er eine Blechform und presste mit beiden Händen die Ziegelmasse hinein. Dann tauchte er die Form in Wasser und formte den rohen Ziegel.

 

Ich kann mich erinnern, dass noch 1925 drei Häuser an der Straße nach Raußnitz mit diesen ungebrannten, getrockneten Lehmziegeln erbaut wurden.

 

(Ferdinand Frank, ehemals Tschechen, geb. 1901)