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Rudolf Butschek

Rudolf Butchek
(* 1923 + 1976) Gründer unserer Gemeinschaft

 

Rudolf Butschek wurde am 20. August 1923 als fünftes von fünf Kindern in Kutscherau 147 geboren. Er besuchte die Volksschule in Kutscherau und anschließend die Bürgerschule in Lissowitz. Er vollendete danach eine Lehre im Hotel- und Gastgewerbe in Brünn und besuchte dort auch die Fachhochschule. 1940 wurde er wehrpflichtig und meldete sich zur Kriegsmarine – Marineartillerie in Lorient und Port Louis. Auf der Feuerwehrakademie vollendete er sein Studium als Feuerwerker (Spezialist zum Bomben entschärfen) und erhielt gleichzeitig auch als Feuerwehrmaat das große Sportabzeichen der Marine.

 

Beim Rückzug der Deutschen durch Frankreich wurde Rudolf Butschek schwer verwundet und verlor seinen linken Unterschenkel. Aus diesem Grunde wurde ihm am 4.11.1944 das Silberne Verwundeten-Abzeichen in Arolsen verliehen. Der Heilungsprozess dauerte sehr lange, weil immer wieder das Wundfieber auftrat. Schnell wurde er dann von Arolsen nach Brünn verlegt. Im Reserve-Lazarett II Brünn Bohonitz konnte er die Verwaltungsprüfung für Beamten-Anwärter ablegen und wurde schließlich im Februar 1945 wieder nach Kutscherau entlassen. Im Dorf war es zu dieser Zeit schon sehr ruhig. Fast alle Männer und Burschen waren im Krieg und die übrigen Dorfbewohner schon sehr verängstigt. Tschechische Neusiedler besetzten Zug um Zug die deutschen Häuser und auch der Tschechische Bürgermeister Urbanec löste den deutschen Bürgermeister Drabek ab. Rudolf Butschek wurde mit seinem Vater aufgrund einer Falschangabe der neuen Hausbesetzer nach Wischau ins gefürchtete Arbeitslager eingezogen. Rudolf konnte aber aufgrund seiner Verletzung nicht zum Arbeitsdienst eingeteilt werden und wurde auch bald wieder entlassen.

 

Zurück in Kutscherau wurde er vom Bürgermeister, der den Deutschen gegenüber sehr freundlich eingestellt war, zur Arbeit eingeteilt. Er musste alle Kutscherauer Familien zusammenschreiben, die für die Vertreibung vorgesehen waren. Gemeinsam mit dem gesamten Butschek-Clan und vielen anderen Sprachinslern musste er dann schließlich im Juni 1946 seine Heimat verlassen. Im Güterwaggon eingepfercht erreichte Rudolf Butschek mit allen anderen Vertriebenen den Zielort Wasseralfingen, später Zipplingen. Er war jung und dynamisch und arbeitete auch in dieser schwierigen Situation so schnell wie möglich mit dem Bürgermeister zusammen. Ab diesem Zeitpunkt war er Wegbereiter für alle Heimatvertriebenen, speziell aber für "seine Wischauer". Bereits im September 1946 heiratete er fern seiner Heimat mit einer großen Trachtenhochzeit Elisabeth Mrkwitza aus Kutscherau 47. Aus dieser Ehe gingen fünf Kinder hervor. Rudolf Butschek schrieb neben seinen vielen anderen Tätigkeiten auch sehr oft Artikel für die Presse, um die Geschichte und die Anliegen seiner Landsleute bekannt zu machen.

 

Im Jahre 1949 befasste sich ein kleiner Personenkreis unter seiner Führung mit der Erstellung einer Kartei der Sprachinsler und im Jahre 1951 organisierte er das erste Wischauer Heimattreffen in Aalen. "Seine Wischauer" standen für Rudolf Butschek immer an erster Stelle. Sehr viel Zeit und Engagement verbrachten er und seine Ehefrau Elisabeth für die vielen Anliegen und Tätigkeiten seiner Heimatleute in dieser Zeit. Ab 1953 war er für den BdV als Kreisgeschäftsführer tätig und von 1956 bis 1959 arbeitete er an der Bundeswehrkaserne in Ellwangen. Er war dort für die Einkleidung der Bundeswehr verantwortlich. Von hier aus wechselte er später ins Versicherungswesen zum Standortkommandanten über. 1959 wurde er Leiter der Bundeswehrkantine und später war er als Kreditberater tätig.

 

Unter seiner Führung wurde das "Heimatbuch über die Wischauer Sprachinsel von 1964" herausgegeben. 1973 erschien das Buch "Wo sind sie geblieben" und der Bildband "Bilder aus der Wischauer Sprachinsel" wurde von ihm vorbereitet. Mit dem Museum in Aalen war er einig geworden, dort eine Ausstellung über die Wischauer Sprachinsel zu zeigen. Das Heimattreffen im Jahre 1976 sollte mit einem Originalhochzeitszug ebenfalls etwas Besonderes werden, doch leider verstarb Rudolf Butschek am 24. April 1976 ganz plötzlich und unerwartet an einem Herzinfarkt. Er hinterließ eine große Lücke, doch sein Werk wurde in seinem Sinne fortgeführt. Rudolf Butschek war mit jeder Faser seines Herzens Wischauer. Er setzte sich immer und überall für seine Landsleute ein und deshalb ist die Geschichte der vertriebenen Wischauer eng mit Rudolf Butschek verbunden.

 

Mit seiner Hilfestellung, seiner Zuvorkommenheit und mit seiner Verständnisbereitschaft haben es ihm viele Landsleute zu verdanken, daß die Eingliederung in Deutschland nicht so beschwerlich war. Nach seinem Tod hat seine Frau Elisabeth sich weiterhin mit viel Engagement und Herzblut um die Fortführung seines Lebenswerks gekümmert. Rudolf Butschek erhielt Urkunden und Ehrungen vom BdV und des Sudetendeutschen Heimatrates, u.a. auch die Goldene Ehrennadel des BdV. Rudolf Butschek war für seine Heimat unermüdlich tätig. Er hat den Zusammenhalt der Landsleute gestärkt und Verständnis geweckt für das verlorengegangene Kulturgut. Er legte eine umfangreiche Trachten- und Dokumentensammlung an. Wir Wischauer werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

 

(Elisabeth Butschek - Rosina Reim)