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Frühjahrsputz in der Sprachinsel

An wunderschönen Frühlingstagen spazierten die Gedanken von Hildes Mutter immer wieder nach Hause, in die Wischauer Sprachinsel, ins kleine Dorf Swonowitz. Sie erzählte dann „dahuam hot ma iatz scha kladat“ (zu Hause hat man jetzt schon geweißelt.)

 

Sobald sich die ersten Sonnenstrahlen am Himmel zeigten, wurde es in den Häusern der Sprachinsel lebendig, und die Frauen und Mägde waren nicht mehr zu bremsen. Großputz in Haus und Hof waren angesagt. Damals gab es noch keine Fertigfarben. Der tschechische „Kolichmou“ (Kalkmann) brachte Kalkstein, der zuerst gelöscht werden musste, bevor er zum Weißeln verwendet werden konnte. Vom Schlafzimmer bis zum Stall wurde alles durchgeputzt und geweißelt. Der Kalkanstich diente nicht nur der Schönheit, sondern war gleichzeitig eine Vorbeugung gegen Infektionskrankheiten, heute würde man sagen „die Kalkfarbe macht die Räume steril“. Diese Arbeiten wurden fast ausschließlich von Frauen ausgeführt.

 

Auch der Garten blieb nicht verschont. Die Bäume wurden ausgeputzt, die Baumstämme weiß getüncht und das Gras abgerechnet. An Ostern musste alles blitzsauber sein. Die Häuserfassaden strahlten nach dieser Arbeit in blendendem Weiß und es war oft nicht verwunderlich, wenn Landschaftsmaler des Öfteren in unser Dorf kamen.

 

(Hilde Goll, geborene Marischler, Swonowitz 27)