Link zur Seite versenden   Druckansicht öffnen
 

Die Obere und die Untere Sprachinsel

Die Wischauer Sprachinsel erstreckte sich am Rande der Hanna-Ebene, ungefähr 30 km östlich von Brünn und sieben Kilometer südlich bis südwestlich von Wischau. Die Sprachinsel teilte sich in einen „oberen“ und einen „unteren“ Teil, und setzte sich 1945 aus acht Dörfern zusammen.

Dörfer

Zur oberen Sprachinsel gehörten die Dörfer Hobitschau, Kutscherau, Lissowitz, Rosternitz, Swonowitz und Thereschau, die unweit von Wischau in südlicher Richtung lagen. Die Dörfer der unteren Sprachinsel waren Gundrum und Tschechen, die unmittelbar neben Raußnitz lagen.

 

Obwohl die Entfernung der Dörfer gering war, unterschieden sie sich grundlegend in ihren geographischen Verhältnissen. Die obere Sprachinsel lag ungefähr 30 bis 50 Meter höher. Der Windberg als der höchste Punkt lag 395 Meter über dem Meeresspiegel, die tiefste Stelle 255 Meter.

 

Dagegen hatte der höchste Punkt der unteren Sprachinsel eine Höhe von 341 Metern, die tiefste Stelle 231 Meter. Getrennt wurden sie durch eine Wasserscheide. Der Raußnitzbach entwässerte den südwestlichen Teil und ergoss sich später in die Thaya. Dagegen floss der Kutscherauer Bach durch die Hanna und weiter zu den Zuflüssen der March.

 

Das Ortsbild der oberen Dörfer wurde geprägt vom Dorfbach, der eine natürliche Achse der Dörfer, zumeist Angerdörfer, bildete. Die beiden Dörfer der unteren Sprachinsel waren als Straßendörfer angelegt.

 

Tracht der unteren SprachinselZur Zeit der Kolonialisierung im 11. bis 13. Jahrhundert gehörte das ganze Gebiet verschiedenen Klöstern und Ordensgemeinschaften. Das deutsche Sprachgebiet um Wischau umfasste damals etwa 60 Ortschaften. Der Grund für das Auseinanderfallen dieses Gebietes waren Kriege.

 

Gundrum und Tschechen lagen an der Bahnlinie Brünn – Olmütz, schon im Einzugsgebiet der Stadt. Die Bevölkerung nahm städtische Lebensgewohnheiten an. In Gundrum waren größere Handwerksbetriebe (Schreinereien) ansässig, die gute Verdienstmöglichkeiten boten. Der bäuerliche Charakter der beiden Gemeinden schwand mehr und mehr.

 

Brautpaar in der Tracht der unteren SprachinselIn der unteren Sprachinsel wurde die Tracht bereits in den 1920er Jahren abgelegt und auch im Alltagsleben durch städtische („herrische“) Kleidung ersetzt.

 

Nur noch an Festtagen und bei Umzügen zeigten sich die Mädchen und Frauen in ihrer malerischen Tracht, die in ihren Attributen mehr der Gegend um Brünn (der Brünner Sprachinsel) zuzuordnen ist.

 

Neben den geographischen waren auch kulturelle Unterschiede zu erkennen, zu denen die besondere Tracht zu den auffälligsten gehörte.

 

Brautpaar obere Sprachinsel 1Die Bewohner der überwiegend bäuerlich geprägten oberen Sprachinsel trugen bis 1946 ausschließlich die traditionelle Tracht. „Von der Wiege bis zur Bahre“ war die Tracht die ausschließliche Bekleidung der Bewohner.

 

Die Tracht und die bewusst gesprochene Mundart band die Menschen fest in die Gemeinschaft und stärkte das Gefühl der Zusammengehörigkeit.

 

In beiden Teilen der Sprachinsel hielten die Bewohner am überlieferten Brauchtum ihrer Ahnen fest. 

 

 

Brautpaar obere SprachinselQuellen:

  • „Heimatbuch über die Wischauer Sprachinsel“
  • „Bilder aus der Wischauer Sprachinsel“
  • Hannes Kriwy: Geschichte und Geschichten aus der Wischauer Sprachinsel
  • Lenka Brazdilova: „Ethnographie der Wischauer Sprachinsel“